Viele Erkrankungen von Kaninchen lassen sich auf eine falsche Fütterung zurückführen. Leider sind viele kommerziell erhältliche Futtermittel kaum für eine gesunde Ernährung der Tiere geeignet. Doch wie sieht eine artgerechte Ernährung für Kaninchen aus?
Das fressen Kaninchen in freier Natur
Kaninchen sind “Herbivoren”, also Pflanzenfresser. In der Natur ernähren sie sich von Gräsern, Kräutern, Blättern und wild wachsendem Gemüse.
Anders als häufig angenommen, nehmen sie in freier Wildbahn keine Getreidekörner wie Weizen, Hafer, Gerste oder Roggen zu sich. Trotzdem enthalten die meisten fertigen Kaninchenfutter, die im Handel erhältlich sind, Getreideprodukte.
Eine artgerechte und natürliche Ernährung von Kaninchen ist sinnvoll, um Erkrankungen zu vermeiden.
Werfen wir einen Blick auf die anatomischen Eigenschaften der kleinen Tierchen. Anders als Hunde und Katzen haben Kaninchen einen sogenannten Stopfmagen. Dieser ist zwar verhältnismäßig groß, aber auch sehr dünnwandig und verfügt nur über wenig Muskulatur.
Das bedeutet, dass der Nahrungsbrei aus dem Magen nicht aktiv durch Muskelkontraktionen in den Darm transportiert wird. Somit beginnt die Verdauung erst, wenn eine neue Mahlzeit den vorherigen Mageninhalt weiterdrückt.
Kaninchen sind aus diesem Grund auf eine kontinuierliche Futterzufuhr angewiesen. Da der Kaninchendarm nur wenig Eigenbewegung aufweist und mit 3,5 Metern recht lang ist, sollte das Futter zudem sehr faserreich sein.
Ebenfalls gut zu wissen: Kaninchen können nicht erbrechen, da sich ihr Magen nur hin zum Darm entleeren kann. Sollte eine Narkose nötig sein, besteht daher nicht die Gefahr, dass die Tiere an Erbrochenem ersticken und du musst ihnen zuvor keine Diät auferlegen.
Bitte kein Fertigfutter für Kaninchen!
Kaninchenfutter in Form von Pellets ist nicht nur unnötig, oft ist es sogar schädlich für die Gesundheit der kleinen Langohren.
Getreide und vor allem die zu hohe Energiedichte können schädlich sein. Zudem enthält Trockenfutter, wie der Name schon sagt, kaum Flüssigkeit.
Investier dein Geld lieber in Frischfutter – was genau Kaninchen fressen sollten, erfährst du sofort!
Die Futterliste: Was gehört zur gesunden Kaninchenernährung?
Für eine funktionierende Kaninchenverdauung muss deinem Tier also jederzeit Futter zur Verfügung stehen. Die meisten Kaninchen nehmen im Laufe eines Tages bis zu 80 kleine Portionen zu sich. Auf diese Weise ist der Magen-Darm-Trakt immer gleichmäßig ausgelastet und es kommt nicht zu Verdauungsstörungen.
Der optimale Speiseplan für Kaninchen besteht vorwiegend aus frischem Wiesengrün mit Gräsern, Kräutern und Wildblumen sowie bestimmtes Obst und Gemüse in eher geringen Mengen. Eine solche Fütterung orientiert sich an den Futterquellen, die Wildkaninchen zur Verfügung stehen und enthält daher sämtliche Nährstoffe, die Kaninchen brauchen.
Ein industrielles Kaninchenfutter, etwa Pellets, ist hingegen nicht zu empfehlen.
Weil Kaninchen in Haltung aber in der Regel keinen (dauerhaften) Zugang zu einer Wildkräuter-Wiese haben, sind bei der Kaninchenfütterung einige Dinge zu beachten:
Heu als Grundnahrungsmittel für Kaninchen?
Viele Kaninchen werden hauptsächlich mit Heu ernährt. Das ist zwar schon einmal viel besser als Pellets – ein natürliches Futter ist Heu aber auch nicht.
Gegenüber Frischfutter, bestehend aus Süßgräsern, Blattgemüse und Kräutern hat Heu den Nachteil, dass Kaninchen viel weniger Flüssigkeit zu sich nehmen. Das beeinflusst nicht nur die Verdauung negativ, es kann auch zu Blasen- und Nierenerkrankungen führen.
Außerdem ist der Gehalt an Vitaminen und Nährstoffen viel geringer als beim Frischfutter. So drohen Mangelerkrankungen.
Sicher kann man seinem Kaninchen im Winter etwas Heu anbieten. Aber es sollte gleichzeitig eine große Auswahl an Frischkost zur Verfügung haben.
Schauen wir uns im Folgenden also gesundes Frischfutter für Kaninchen an:
Frischfutter
Frisches Gras, Blattgemüse und (Wild-) Kräuter sind die Grundlage einer artgerechten Ernährung von Kaninchen und sollten in etwa 80% der geamten Futtermenge ausmachen.
Kaninchen, die solche Nahrungsmittel nicht gewöhnt sind, weil sie falsch ernährt wurden, sollten jedoch erst langsam an diese herangeführt werden. Nach gelungener Futterumstellung kannst du deinem Liebling ruhig große Mengen Grünfutter anbieten.
Wichtig ist eine große Auswahl an verschiedenen Komponenten, sowie ein Überangebot. Denn dann selektieren Kaninchen ihre Nahrung selbst, was die natürlichste und gesündeste Ernährung ist.
Diese Kräuter, Wildkräuter und Gräser eignen sich für Kaninchen
- Ackerdistel
- Basilikum
- Bohnenkraut
- Breitwegerich
- Brunnenkresse
- Estragon
- Gänseblümchen
- Huflattich
- Kamille
- Kerbel
- Kümmel
- Löwenzahn
- Majoran
- Melisse
- Oregano
- Petersilie (darf nicht an schwangere Kaninchen verfüttert werden)
- Schafgarbe
- Schnittlauch
- Spitzwegerich
- Vogelmiere
- Zaunwicke
Diese Liste ist bei weitem nicht komplett, aber ein guter Anfang, wenn man sich mit der natürlichen Kaninchenernährung beschäftigen möchte.
Welches Blattgemüse fressen Kaninchen?
- Chicoree
- Eichblattsalat
- Endiviensalat
- Feldsalat
- Lollo Rosso, Lollo Bianco
- Mairübengrün
- Möhrengrün
- Raddichio
- Radieschenblätter
- Romana-Salat
- Selleriegrün
Kopfsalat und Eisbergsalat sind zwar bekömmlich und werden auch sehr gerne gefressen, sind aber arm an Vitaminen und anderen Wirkstoffen.
Auch Kohl kann Kaninchen gefüttert werden und ist ein optimales Winterfutter. Wichtig ist, Kaninchen langsam anzufüttern. Nur für Kaninchen, die mit Trockenfutter gefüttert werden ist Kohl unverträglich und führt zu Blähungen.
- Blumenkohl (und -Blätter)
- Brokkoli
- Chinakohl
- Grünkohl
- Kohlrabi (und -Blätter)
- Pak Choy
- Rucola
- Schwarzkohl
- Spitzkohl
- Weißkohl
- Wirsing
Weiteres für Kaninchen geeignetes Gemüse
- Fenchel
- Möhren
- Paprika
- Pastinaken
- Rüben
- Salatgurke
- Sellerie
- Stangensellerie
- Zucchini
Solches Gemüse sollte insgesamt ungefähr 15% des Frischfutters für Kaninchen ausmachen.
Hinzu kommen Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Trauben und Beeren (Brombeere, Heidelbeere, Erdbeere, Johannisbeere), in kleinen Mengen Saaten sowie:
Zweige
Die Zähne von Kaninchen wachsen immer weiter und werden jeden Monat etwa einen Zentimeter länger. Daher müssen die Kleintiere ständig Futter zermahlen, um ausreichend Zahnsubstanz abzuschleifen. Schließlich kann das Kaninchen nicht mehr fressen und muss verhungern wenn seine Zähne zu lang werden.
Hilfreich für den Zahnabrieb ist eine natürliche Kost, welche Kaninchen mit den Zähnen zermahlen müssen.
Dein Kaninchen kaut mit rund 120 Kaubewegungen in der Minute sehr intensiv. Als Nagematerial und Mineralienquelle eignen sich zudem Zweige von Linde, Weide oder Ahorn sowie von Haselnuss- und Kernobstbäumen.
Reiche die Zweige gerne mit Blättern!
Frisches Wasser
Deinem Kaninchen sollte jederzeit frisches Wasser zur Verfügung stehen. Am besten nimmst du hierfür Leitungswasser.
Nicht geeignet sind kohlensäurehaltiges Wasser oder Milch, da Kaninchen beides nicht vertragen.
Tatsächlich ziehen Kaninchen einen großen Teil der Flüssigkeit, die sie benötigen, aus ihrem Frischfutter – deshalb sollten weder Heu noch Trockenfutter nicht ihre Hauptnahrung sein!
Woher bekommt man Frischfutter für Kaninchen?
- Gemüse kauft man am besten saisonal oder in Bio-Qualität, um die Schadstoffbelastung zu minimieren.
- Gemüsegrün wie Möhrengrün, Radieschenblätter oder Blumenkohlblätter sind in den meisten Haushalten nur “Abfälle”, sind also quasi gratis.
- Wildkräuter kannst du auf einem Spazierganz wunderbar selbst sammeln, ganz kostenlos. Bewahre sie kühl und luftdicht verschlossen auf, so musst du nur ein bis zwei mal pro Woche Wiesengrün sammeln.
- Wichtig beim selber Sammeln: Sammle nur Pflanzen, die du kennst oder sicher bestimmen kannst.
- Du kannst Kräuter und Wildkräuter aber auch leicht selbst anbauen: Entsprechendes Saatgut kannst du in einem kleinen Gewächshaus auch auf der Fensterbank oder dem Balkon aufziehen.
- Empfehlung: Die Kaninchenkiste bietet Frischfutter in abwechslungsreichen Zusammenstellungen, und das zu echt bezahlbaren Preisen.
Weitere Tipps
- Wichtig: Gemüse und Grünfutter können zwar nass gefüttert, aber nicht nass gelagert werden, da sie schnell verderben.
- Stelle die Ernährung deines Kaninchens außerdem sehr langsam um. Bei der Umstellung von Trockenfutter auf Frischfutter sollte das Tier kein oder nur sehr wenig Gewicht verlieren.
- Ein Tipp für Kaninchen, die lange falsch ernährt wurden, ist, die Ernährung für eine Weile zum Übergang von getreidehaltigem auf getreidefreies Trockenfutter umzustellen.
- Selbst gesammelte Wildkräuter sollten vor dem Füttern gewaschen werden um Krankheitsübertragungen zu vermeiden.
- Da Kalk- oder Kalziumsteine sowie Sepiaschalen, die im Handel empfohlen werden, einen sehr hohen Kalziumgehalt haben, besteht die Gefahr der Harnsteinbildung und die Produkte sollten daher nicht angeboten werden.
Was sollten Kaninchen lieber nicht fressen?
Eher ungesund oder schlecht bekömmlich für Kaninchen sind Auberginen, Radieschen, Rettich, Rote Beete, Pilze, Pfefferminze, Liebstöckel, Mangold und Spinat, Hagebutte und Brennnesseln sowie Bananen, Aprikosen, Pfirsich, Ananas, Rosinen, Mandarinen, Kiwis und Kürbis.
Schädlich sind Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Schwarzwurzeln, Knoblauch, und Avocado.
Wobei handelt es sich um ungesunde Snacks für Kaninchen?
Viele Kaninchenbesitzer greifen im Zoofachhandel oder Supermarkt gerne zu Fertigprodukten wie Knabberstangen und Kräckern, um ihren Tieren etwas Gutes zu tun.
Häufig werben die Hersteller solcher Produkte sogar damit, dass das die enthaltenen Getreide-Körner und Nüsse dem Zahnabrieb der Tiere dienen. Das ist falsch!
Futterbestandteile wie Getreide, Nüsse und Honig führen bei Kaninchen zu gefährlichen Erkrankungen wie Übergewicht und Störungen des Magen-Darm-Trakts.
Achte beim Einkauf der Kaninchennahrung auf die Inhaltsstoffe der jeweiligen Produkte.
Folgende Zutaten sollten nicht in Kaninchen-Snacks enthalten sein:
- Getreide
- Nüsse
- Honig
- Zucker
- Bäckerei-Nebenerzeugnisse
- Milch- und Molkerei-Erzeugnisse
- Pflanzliche Nebenerzeugnisse
Auch Brot ist kein geeignetes Futter für Kaninchen. Das gilt sowohl für frisches als auch für hartes, getrocknetes Brot. Die Tiere können Brot nur schwer verdauen, außerdem hat es keinen Nutzen für den Zahnabrieb.
Was passiert bei falscher Fütterung?
Wer bereits Kaninchen hat oder sich zwei oder mehr Tiere zulegen möchte, sollte sich unbedingt über die artgerechte Ernährung informieren.
Viele Gemüse-, Obst- und Getreidesorten, die landläufig als gesund für die Tiere angesehen werden, sind es nicht oder können den kleinen Nagern sogar schaden. Zu Beschwerden und Erkrankungen kommt es bei einer falschen Fütterung vor allem in Sachen Verdauung und an den Zähnen.
Zähne
Sowohl die Vorderzähne als auch die Backenzähne deines Kaninchens leiden unter einer falschen Ernährung.
Kaninchenzähne wachsen lebenslang und rund einen Zentimeter pro Monat. Viele Kaninchenbesitzer glauben, der Abrieb der Zähne erfolge durch das Beißen und Kauen harter Nahrungsmittel wie Getreidekörner. Das stimmt nicht!
Stattdessen erfolgt die Abnutzung durch das stetige Zermahlen des Futters. Warum? Natürlicherweise ernähren sich Kaninchen von rohfaserreichen, energiearmen Pflanzen. Um ihren Energiebedarf zu decken, müssen sie den ganzen Tag über große Mengen Grünfutter zu sich nehmen und zerkleinern.
Eine wichtige Rolle spielt also die Futteraufnahmedauer.
Bekommt ein Kaninchen Fertigfutter in Form von Getreide, ist eine Sättigung leider sehr schnell erreicht und die Zeit, die das Tier mit der Nahrungsaufnahme verbringt, nimmt ab. Die Folge einer solchen Fütterung ist, dass sich die Kaninchenzähne nicht ausreichend abnutzen und langfristig ihre natürliche Stellung verlieren.
Die Zähne beginnen, aneinander vorbeizuwachsen, wodurch schmerzhafte Wunden im Mundraum und sogar Kieferabszesse entstehen. Häufig sterben die Tiere dann, weil sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen können.
Verdauung
Neben den Zähnen deines Kaninchens leiden auch die Verdauungsorgane des Haustiers unter der falschen Ernährung. Da Kaninchen einen vergleichsweise großen Magen mit einer sehr dünnen Magenwand haben (Stopfmagen), wird der Mageninhalt nicht aktiv in den Darm gepresst.
Stattdessen rutscht die Nahrung, die in den Magen gelangt, erst dann in und durch die Gedärme, wenn eine neue Mahlzeit sie von oben weiterdrückt.
Bei der Fütterung stark sättigender, industriell hergestellter Kaninchenfutter mit Getreide nimmt die Futtermenge und -dauer deutlich ab.
Dadurch wachsen die Fresspausen, also die Zeiten, in denen der Magen keinen “Nachschub” bekommt. Unter diesen Fresspausen und den falschen Nahrungsmitteln leiden die Darmbakterien. Häufig sind Durchfälle die Folge.
FAQ – Häufige Fragen
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