Ein steigendes Pferd kann auch für erfahrene Reiter eine erhebliche Herausforderung sein. Doch was ist eigentlich der Grund für dieses Verhalten und wie sollte man darauf reagieren?
Ein hoch aufgerichtetes Pferd bietet einen imposanten – und für ein deutlich kleineres Gegenüber auch etwas bedrohlichen – Anblick. Genau das dürfte auch eine wesentliche Funktion dieses Verhaltens sein, wenn es in der Natur beim Spiel oder bei Kämpfen unter Hengsten zu beobachten ist. Bei Zirkuspferden wird das Steigen im Rahmen der Dressur gezielt initiiert, bei Reitpferden ist es allerdings in keiner Weise wünschenswert.
Steigen als letzter Ausweg
Reiter sollten daher die möglichen Gründe für das Steigen kennen und dafür sorgen, dass ihr Pferd idealerweise gar nicht auf diese Weise reagiert. Grundsätzlich kann Steigen die Folge eines Pferdefehlers oder eines Reiterfehlers sein.
Letzteres ist allerdings deutlich häufiger der Fall. Obwohl es auf den ersten Blick oft anders wirken mag, ist es nur selten Übermut, der das Pferd zum Steigen motiviert. In den meisten Fällen drückt sich darin eine gewisse Verzweiflung aus, wenn das Pferd einer für sich als unangenehm empfundenen Situation entkommen möchte.
Ein wichtiger Grundsatz lautet deshalb, dass ein Pferd stets in der Lage sein sollte, die aktuellen Erwartungen des Reiters zu verstehen und umzusetzen. Ist das nicht der Fall, kommt es zwischen Mensch und Tier schnell zu Missverständnissen.
Eine charakteristische Situation, die Pferde leicht zum Steigen veranlassen kann, resultiert aus einer zu starken Begrenzung vorn bei gleichzeitigem Treiben von hinten. Dann sieht das Pferd keine andere Wahl, als den Ausweg im Aufbäumen zu suchen.
Nicht in Panik verfallen und auf den Ernstfall vorbereitet sein
Wenngleich das Risiko des Steigens bei einem Hengst oder einem jungen Wallach am stärksten ausgeprägt ist, können alle Pferde auf diese Weise reagieren. Deshalb sollte jeder Reiter darauf vorbereitet sein. Im Ernstfall ist das Wichtigste, nicht die Nerven zu verlieren und sich so besonnen wie irgend möglich zu verhalten.
Besonnenheit und Ruhe überragen sich bestenfalls auch auf das Pferd, während hektische Reaktionen die Situation nur verschärfen können.
Vor allem Anfänger oder unsichere Reiter tendieren oftmals dazu, die Zügel loszulassen und sich mit ihren Armen um den Hals des Pferdes zu klammern, wenn dieses plötzlich unter ihnen zu steigen beginnt.
Genau dies gilt es jedoch zu vermeiden. Stattdessen sollte der eigene Schwerpunkt nach vorn verlagert, über die Zügel aber möglichst durchweg der Kontakt zum Maul des Pferdes gehalten werden. Idealerweise gelingt ein Abwenden, welches unmittelbar in ein energisches Vorwärtsreiten übergeht.
Kommt es allerdings zum Äußersten und das Reitpferd überschlägt sich, sollte der Reiter möglichst weit abrollen, um weder unter das Pferd zu geraten, noch in Reichweite der Pferdebeine liegenzubleiben.
Schenkelgehorsam hilft Steigen zu vermeiden
Erfahrene Reiter empfehlen, Pferde bei der Ausbildung nicht zu oft an ihre Grenzen zu bringen. Signalisieren sie durch Steigen, dass sie sich mit einer Situation überfordert fühlen, sollte darauf keinesfalls mit höherem Druck reagiert werden.
Entsprechenden Schenkelgehorsam vorausgesetzt, lässt sich das Steigen meist gut vermeiden, wenn das Pferd bereits bei ersten Anzeichen dafür mit den Schenkelhilfen entschlossen zu einer Seitwärtsbewegung veranlasst wird.
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